Am Mittwoch, 29. November 2023, durfte das Regionale Leistungszentrum Hoch-Ybrig im Rahmen des Sponsorenanlasses Mauro Caviezel begrüssen. Im Restaurant Silo stellten die TeilnehmerInnen spannende Fragen an den Skistar. Mauro Caviezel unterstützte mit seiner Teilnahme die regionale Skijugend und bot den geschätzten Sponsoren des Leistungszentrums einen wertvollen Einblick in die Welt eines Skiprofis.
Mauro, wie fühlt man sich vor dem Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel?
Mauro: Der Start beim Hahnenkamm-Rennen ist eisig, unruhig und steil. Du hast gar keine Zeit, gross zu überlegen. Du bekommst so schnell Tempo und musst bereit sein. Am Start ist es wichtig, dass du wach bist und einen hohen Puls hast, so dass du schnell reagieren kannst. Als junger Fahrer war es sehr eindrücklich. Die etablierten Kollegen machen oft Witze: Lass die Koffer eingepackt, nach der Besichtigung fährst du sowieso wieder nach Hause. Die Rennen sind eine coole Herausforderung, ein tolles Skifest, werden aber immer extremer. Es ist eine grosse Challenge. Die Strecke ist sehr technisch, verzeiht keine Fehler. Du musst am Hausberg die Gratwanderung wählen. Wählst du nicht die extremste Linie, hast du keine Chance auf den Sieg. Schon am Anreisetag ist die Spannung hoch. Nach dem Wochenende war ich jeweils sehr müde, nicht nur wegen des Rennens, sondern wegen der hohen Anspannung.
Rolf Zürcher, Vorstandsmitglied des RLZ Hoch-Ybrigs, ergänzt, dass es im TV viel einfacher aussieht. In Echt ist es unglaublich steil, als normaler Skifahrer fährst du beispielsweise den Hundschopf bei der Lauberhornabfahrt niemals runter. Ein Sponsor bezeichnet die Skiprofis als Gladiatoren. Aus der Runde kommt eine interessante Folgefrage: Kommt irgendwann das Hirn und sagt, jetzt ist es zu viel Risiko?
Mauro: Wir trainieren extrem hart für diese Karriere. Um vorne dabei zu sein, musst du dein Limit und den Kampf mit dir selber suchen. Wir lernen früh, dass sich zu viel Risiko nicht auszahlt, die Konsequenz spürt man schnell. Es braucht aber eine gewisse Herausforderung, das ist anspornend. Vor dem Rennen versuchst du, die Rennstrecke zu simulieren, du weiss, wie du fahren möchtest. Trotzdem kann man nicht alles beeinflussen, beispielsweise die Sicht und den Wind während deines Laufes. Am Schluss gibt deine Gesundheit an, ab wann das Risiko zu hoch ist. Dann musst du aufhören. Obwohl der Skisport eine Einzeldisziplin ist, sind wir ein grosses Team. Du hast internationale Freunde. Bei meinem Rücktritt waren alle da.
Dein Alltag ist nun anders, weniger Strukturen, keine Trainer mehr: Wie meisterst du die Umstellung?
Mauro: Es ist eine coole Zeit, das vermisst man leicht. Man weiss als Spitzensportler aber, dass es ein Ablaufdatum gibt. Vor dem Rücktritt war es für mich emotional schwieriger. Ich nehme jetzt bewusst etwas Abstand und fokussiere mich auf neue Sachen. Bei gewissen Bereichen springe ich auch etwas ins kalte Wasser. Mein Umfeld hat mich sehr gut unterstützt und war eine grosse Hilfe.
Wie verlief Mauros Weg an die Spitze? Die Strukturen damals waren ähnlich wie heute. Die Leistungszentren nehmen eine wichtige Rolle in der Förderung der Skijugend ein. Auch der Skiclub war besonders am Anfang sehr wichtig und hat ihn durch seine Karriere begleitet. Mauro merkt, dass heute leicht mehr trainiert wird im Sommer. Man komme aber wieder davon weg. Dies nennen auch die beiden Trainer des RLZ Hoch-Ybrigs. Daniel Sampl, Trainer der Junioren erläutert, dass das Frühlingstraining nun verlängert wird bis ca. Ende Juni und darauf eine Pause bis Ende September folgt. Die Schweizer Gletscher sind nicht mehr so schneesicher und im Sommer ist es schlichtweg zu heiss um Ski zu fahren. Auch Alex Abegg, Trainer der U16, trainiert mit den Kindern bis Mai/Juni, beginnt dafür später mit dem Herbsttraining. Im Herbst sind sie dann oft in Sölden oder Saas-Fee. Froh ist Abegg, wenn wieder im Heimskigebiet Hoch-Ybrig trainiert werden kann. Die Pisten sind hervorragend, der Anfahrtsweg kurz und die Trainings effektiv. Gletschertrainings wie in Saas-Fee sind zudem sehr kostspielig. Ein Athlet kostet das RLZ Hoch-Ybrig pro Tag 160.- Franken. Unter anderem deshalb ist das Leistungszentrum den Sponsoren sehr dankbar für die grosszügige Unterstützung. Ohne Sponsoren wäre die Arbeit des RLZs und damit die Förderung der Skijugend nicht möglich.
Mauro, was gibst du jungen Skifahrern und Sportlern mit?
Mein Motto war immer: Einstellung prägt das Tun. Nicht aufgeben, dran bleiben, auch wenn es mal nicht gut lauft. Du hast Zeit, ob etwas zwei Jahre früher oder später passiert, macht am Schluss keinen Unterschied.
Deshalb sei es auch wichtig, Druck und Stress wegzunehmen. Wird Mauro nun Skitrainer? In naher Zukunft gerade nicht, er schliesst aber nichts aus. Der Skisport war und ist eine grosse Leidenschaft. Zuerst braucht er aber einmal etwas Neues.